Kopie von Napoleons Testament verkauft für 357.000 Euro
Die einzige zeitgenössische Kopie, die beim Tode Napoleons von dessen Testament gemacht wurde, ist jetzt in Paris versteigert worden. Seinen letzten Willen erhielt der Ex-Kaiser nicht.
In der Verbannung auf der Insel St. Helena hatte Napoleon Bonaparte einige Probleme damit, die Tage herumzubekommen. Eine der Übungen, mit denen sich der Ex-Kaiser der Franzosen wiederholt beschäftigte, war die Abfassung seines Testaments. Die ersten Versuche datieren vom Juli 1815, wenige Wochen nach der Schlacht von Waterloo, die ihm endgültig Krone und Herrschaft kostete. Im Exil machte er sich wiederholt daran. Eine letzte Fassung entstand am 16. April 1821, 19 Tage vor seinem Tod.
Als bekannt wurde, dass die einzige bekannte Kopie des Testaments verkauft werden sollte, schlugen in Frankreich die Wogen hoch. Vom Ausverkauf nationaler Werte war die Rede. 120.000 Euro Mindestgebot hatte das Auktionshaus Druout aufgerufen. Bei 357.000 Euro fiel am Mittwoch der Hammer. Ein anonymer Bieter aus Frankreich zahlte fast das Dreifache des Schätzwertes und kündigte an, das Schriftstück in einer privaten Sammlung zu behalten.
Immer wieder hatte Napoleon sich über sein Testament gebeugt. Das Vermögen, das ihm verblieben war, schätzte er auf rund 200 Millionen Francs. Über genaue Unterlagen verfügte er nicht. Daher verteilte er es aus dem Gedächtnis. Die Hälfte ging an Offiziere und Soldaten seiner Armee, die andere Hälfte an diverse Städte. Den Degen, den er bei 1805 bei Austerlitz getragen hatte, sowie einige hundert Bände aus seiner Bibliothek vermachte er seinem Sohn Napoleon Franz Bonaparte, König von Rom.
Das Original des Testaments – in Napoleons kaum leserlicher Handschrift verfasst – wird im französischen Nationalarchiv aufbewahrt. Ein Passus der Kopie hat auch diesmal die Nation bewegt, war es doch Napoleons letzter Wille, dass "meine Asche an den Ufern der Seine inmitten des französischen Volkes, das ich so sehr geliebt habe, ihre Ruhe findet".
Diesen Wunsch wollten die Engländer als Herren St. Helenas dem Erbfeind nicht zubilligen. Erst 1840 kehrten seine sterblichen Überreste heim, um in einem Sarkophag im Invalidendom zu Paris begraben zu werden. Bis an die Seine gelangte seine Asche nicht.