Alter Verführer im neuen Gewand - Fischspezialitäten im erneuerten Interieur des Restaurants "Bled"
An einem Dreiweg im Zentrum von Belgrad, den Straßen Budimska, Vojvode Dobrnjca und Boulevard Despota Stefana bilden, liegt das Restaurant "Bled" mit einem schönen Ausblick auf den Botanischen Garten. Auch in diesem Sommer versuchen Belgrader und Besucher dem hektischen Alltag in der Stadt zu entfliehen und Ruhe und Erholung unter üppigen Baumkronen zu finden und zugleich köstliche Gerichte und feine Getränke zu genießen.
Das Restaurant "Bled" hat ein langes Gedächtnis, seit 1903. Es hat vier Könige, fünf Staaten und zwei Weltkriege überlebt.
- Wir haben Stammgäste, die mehr als ein halbes Jahrhundert Kaffee in unserem Garten trinken - sagte Dragana Janković, Menagerin von "Bled".
Des Restaurant war immer für seine köstlichen Fischspezialitäten bekannt. Es wurde inzwischen umdesignt - der Innenraum wurde erneuert, um der Spitzenqualität der hier servierten Gerichte zu entsprechen.
"Taubstumme" Kosta und berühmte Hüte
Dieser Ort diente jahrelang als Fluchtort für alle, die ihre Geschichten halblaut und weit entfernt von neugirigen Augen und Ohren erzählen wollten. Anfang des zwanzigsten Jahrhunderts eröffnete der damalige König ein kleines Kaffeehaus auf dem Platz "Sutdentski trg" (dt. Studentenplatz) und ernannte den angeblich tauben Kosta zum Cheff. Das Kaffehaus wurde bald zum beliebten Treffpunkt für Abgeordnete, Minister und andere Politiker. Im Beisein des "tauben" Kosta wagten sie sich, den König und die Dinastie laut zu kritisieren.
Aber Kosta war weder taub, noch stumm. Und bald wussten alle, einschließlich des Königs, was hier gesprochen wird. Es gab keinen anderen Ausweg als aus dem Stadtzentrum zu fliehen - und so wurde "Bled" eröffnet. In Dorcol, Arbeiterviertel, damals am Stadtrand. Politiker konnten hier Karpfen und Wein kosten, sich ohne Angst unterhalten und zugleich die Stimmung im Volk zuhören.
Von Anfang an war das Restaurant sehr beliebt unter Künstlern, Denkern und Wissenschaftlern. Mehrere tausend Fässer Wein haben Schriftsteller und Dichter, Schauspieler und Maler, Journalisten und Boheme im bildhübschen Gebäude in der Straße Budimska Nr. 2 getrunken, das einst angeblich einem Seemann gehört hatte. Das Gebäude ist heute unter dem Denkmalschutz. Gastwirte sind bereit, die Privatsphäre ihrer Gäste zu schützen und die Identität ihrer berühmten Gäste geheim zu halten. Sie entdeckten uns nur, dass Hüte einer Belgrader Schriftstellerin hier oft zu sehen sind, was ihnen nicht einen neuen Gast gebracht hat.
Fiaker und geröstete Sprotten
"Bled" hat sein Angebot schon mehrmals verändert und an den aktuellen Geschmack angepasst. Fischgerichte hatten aber immer einen besonderen Platz im Menü. Vor dem Zweiten Weltkrieg war es üblich für die städtischen Händler, samstags mit dem Fiaker auf Bier und Brezeln in Pancevo zu fahren und zurück in Belgrad, in "Bled" geröstete Sprotten und Spreizer zu genießen.
- Es scheint, dass heutzutage fast alle von Oktopussalat besessen sind - erzählt die Restaurantmanagerin Dragana Janković mit Lächeln.
Das Restaurant hat einen neuen Chefkoch, der mit Hilfe des Assistenten das Menü erfrischt und neue, interessantere Gerichte, ungewöhnliche Gewürze und Vorbereitungsmethoden eingeführt hat.
- Thunapaste und Barsch auf Butter sind nur zwei von mehreren Delikatessen in unserem Menü, sehr beliebt und oft bestellt. Aber trotz der Hitze werden hier auch oft gerollte Cevapcici auf Sataras (Gemüseterinne) gegessen - so Janković.
Tradition im modernen Interieur
Das hundert Jahre alte Restaurant hat die unterschiedlichsten Herausforderungen und immer härtere Konkurrenz in diesem Sektor überlebt. Die Geschäftsleitung ist trotzdem der Meinung, das etwas verändert werden sollte. Um neue Gäste wie Geschäftsleute und ihre Partner anzulocken, musste man den Innenraum des Objekt modernisieen lassen.
- Wir wollten aber den Geist und die Stimmung des alten Restaurants bewahren. Der Interieur ist neu und modern designt, alles ist im Einklang damit, was Gäste von einem Restaurant erwarten. "Bled" ist jedoch wie früher, aber schöner - erklärt die Restaurantmanagerin.
Fleißige Angestellte haben unlängst den Innenraum gründlich erneuert, durch Ideen und maximalen Einsatz. Die Restaurantmanagerin kündigt Veränderungen im Angebot an - preiswerteres und teueres.
- In Hinsicht auf die aktuelle Wirtschaftssituation führten wir das TAgesmenü ein, für Gäste, die nach der Qualität suchen und zugleich Geld sparen möchten. Für nur 550 Dinar können sie bei uns Vorspeise, Salat, Hauptgericht, Nachspeise und ein Glas Wein bekommen. Wir führten auch täglich gekochte Gerichte ein - manchmal Fisch, manchmal gekochtes Rindfleisch mit Gemüse, Gulaschsuppe oder Schnitzel in Soße, die zwischen 300-350 Dinar kosten - erzählt Jankovic.
Jene, die für etwas feineres bereit sind, können hier eine erweiterte Weinkarte finden, in welcher bald italienische und französissche und in der Zukunft auch chileanische Weine erscheinen.
M.S.