Skandalöser Übernahmeversuch bei "Podravka" - US-amerikanische Suppe

Quelle: Politika Mittwoch, 17.02.2010. 04:15
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Beim staatsnahen kroatischen Nahrungsmittelriesen Podravka kehrt keine Ruhe ein. Wie mehrfach berichtet, wurden im Oktober sechs Top-Manager verhaftet. Sie sollen im Jahr 2006 versucht haben, durch Aktien- und Kredittransaktionen die Kontrolle über das Unternehmen zu erlangen. Insgesamt sollen dabei 250 Millionen Kuna (34,7 Mio. Euro) an Firmengeldern unterschlagen worden sein.

Die Ermittlung erwies inzwischen, dass der geheime Übernahmeplan namens "Spice" von der weltgrößten US-amerikanischen Bank "Merill Lynch" stammt sowie dass das angesehene Geldinstitut den kroatischen Anwalt Zoran Marković, eines der Direktoren von "Fima Ami" (dem 10,6% der Aktien übertragen worden waren) für diese Aufgabe engagiert haben. "Mrrill Lynch" war auch Beratrer bei der Privatisierung von "INA".

In den folgenden Wochen war auch der kroatische Wirtschaftsminister und Vizepremier Damir Polancec von der konservativen Partei HDZ schwer unter Druck geraten, weil er vor seiner Polit-Karriere bis 2005 Manager bei Podravka war. Er trat Ende Oktober zurück, Duro Popijac folgte ihm als Wirtschaftsminister nach.

Die Opposition wirft Polancec vor, über alle Vorgänge informiert gewesen zu sein und sie gedeckt haben. Bei seinem Rücktritt bestritt Polancec alle Vorwürfe gegen ihn. Er sei nur zurückgetreten, um die Regierungsarbeit nicht zu gefährden, sagte er sinngemäß.

Wie das "Wirtschaftsblatt" berichtet, sind den kroatischen Ermittlern jetzt dank Hinweisen aus Ungarn weitere Puzzleteile bekannt geworden. Demnach soll ein Kreditvertrag zwischen Podravka und der ungarischen Bank OTP existieren, der mit der Aufstockung der Anteile des ungarischen Ölkonzerns Mol bei der kroatischen Ölfirma Ina junktimiert war.

Die Bank OTP ist Großaktionärin bei Mol, und der ungarische Mineralölkonzern hatte 2008 seine Anteile an Ina auf 48 Prozent aufgestockt. Der kroatische Staatsanteil fiel dabei auf 44,8 Prozent. Ein neuer Aktionärsvertrag musste her, und hier vermuten Beobachter nun eine geheime Absprache: Mol bekam nämlich im Ina-Vorstand und -Aufsichtsrat das Sagen, obwohl die Ungarn nur eine Minderheit hielten. Gegenleistung soll der Kredit von Mol-Großaktionär OPT an Podravka gewesen sein.

34 Millionen Euro sollen also auf Grundlage dieses Kreditvertrags an Podravka geflossen sein, und der Nahrungsmittelkonzern brauchte dieses Geld auch dringend: Eine Nachschusspflicht bei Merrill Lynch musste erfüllt werden. Wie die Ermittler herausfanden, war der Kredit außerdem mit Ina-Aktien besichert - obwohl Podravka nie Ina-Aktien besessen hatte.

Für den österreichischen Mineralölkonzern OMV, der bis vor einem Jahr ebenfalls an Mol beteiligt war, ist das alles nun jedenfalls Grund genug, eine Rückabwicklung des Verkaufs der staatlichen Ina-Aktien an Mol zu verlangen. Mol habe rechtswidrig gehandelt, weil die Machtübernahme bei Ina offenbar durch Nebenabsprachen erkauft wurde, sagte der OMV-Rechtsvertreter in Kroatien, Marijan Kostrencic, der Zeitung "Vecernji list". OMV und Ina konkurrieren auf dem kroatischen Tankstellenmarkt.

Anmerkung: Artikel übernommen aus der Tagezeitung "Politika" vom 11.02.2010)

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