Harte Zeiten für die Stahlindustrie - ArcelorMittal verkauft Anlagen
Im vergangenen Jahr war der Umsatz wegen des beschleunigten Preisverfalls um fast ein Fünftel auf 63,6 Milliarden Dollar abgesackt. Es ist der vierte Jahresverlust nacheinander und der höchste seit der Fusion der Stahlunternehmen Arcelor und Mittal im Jahr 2007.
Der Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) fiel mit 5,2 Milliarden Dollar um rund 2 Milliarden niedriger aus als im Vorjahr. Dass unter dem Strich ein Rekordverlust zusammenkam, lag an umfangreichen Aufräumarbeiten in der Bilanz. So korrigierte der Konzern den Wert seiner Beteiligungen an Bergbauprojekten um 3,4 Milliarden Dollar nach unten. Weitere 1,4 Milliarden schrieb ArcelorMittal auf seine Stahlwerke ab. Hinzu kamen 1,3 Milliarden Dollar Wertberichtigungen auf Lagervorräte.
Seit Jahren kämpft die Stahlbranche vor allem in Europa mit Überkapazitäten und niedrigen Preisen. Die Nachfrage liegt weit unter dem Niveau von 2007. Im vergangenen Jahr hat sich die Situation verschärft, weil China als größer Stahlproduzent weltweit wegen der eigenen Wirtschaftssorgen massenhaft Stahl auf den Weltmarkt wirft. Das setzt allen Stahlkonzernen zu. Die beiden größten deutschen Stahlhersteller thyssenkrupp und Salzgitter schrieben zuletzt nur dank harter Sparprogramme noch schwarze Zahlen.
ArcelorMittal sitzt gleich doppelt in der Preisfalle. Denn dass die Rohstoffpreise ebenfalls kräftig fallen, bedeutet für den Konzern keine Erleichterung. Das Unternehmen hatte in den vergangenen Jahren, als Rohstoffe zunehmend teurer wurden, in den Ausbau einer eigenen Erzförderung investiert. Das erweist sich nun als Belastung.
Der Konzern bemühte sich am Freitag aber, etwas Hoffnung zu schüren. "Die Preise dürften im vergangenen Quartal ihren Tiefpunkt erreicht haben", sagte Finanzchef Aditya Mittal vor Journalisten. Zudem dürfte die Stahlnachfrage in Europa und den USA in diesem Jahr steigen. Außerdem hofft der Konzern darauf, dass die EU die Branche bald mit effektiven Schutzzöllen vor Dumping-Importen schützt.
Das Management plant weitere Einschnitte im operativen Geschäft. So wird ein kleines Stahlwerk in Spanien geschlossen. In den USA sollen einige Anlagen verkauft werden. Was das für Arbeitsplätze bedeutet, ließ Mittal offen. Bis 2020 sollen die Sanierungsschritte das Ebitda um drei Milliarden Dollar verbessern.
In den vergangenen Jahren hatte der Konzern wegen der hohen Überkapazitäten bereits 4 seiner 25 Hochöfen in Europa stillgelegt. In Deutschland sind laut Mittal derzeit keine Einschnitte vorgesehen. ArcelorMittal ist hierzulande mit 4 Werken vertreten. In Bremen, Eisenhüttenstadt, Duisburg und Hamburg beschäftigt der Konzern gut 9000 Mitarbeiter.